Gelassen durchs Leben zu gehen, bedeutet, dass wir erst einmal alles, was ist, so akzeptieren, wie es eben ist! Ganz nach dem Sprichwort: „Es ist, wie es ist.“
Das, was uns im Leben begegnet, seien es Charaktereigenschaften eines Menschen, Arbeitsbedingungen, Familienzugehörigkeiten, Wohnorte, sind so, wie sie sind. Diese anzunehmen und zu akzeptieren bringt uns ein Stück in die Gelassenheit. Durch „Dagegen-sein“ allein werden wir die Dinge wohl kaum ändern können. Im Gegenteil, wir erreichen möglicherweise Widerstand. Indem wir die Dinge so akzeptieren oder tolerieren, wie sie sind, kommen wir Stück für Stück von der Toleranz in die Akzeptanz, und von der Akzeptanz in die Annahme. Durch die innerliche Annahme verschwenden wir keine Energie mehr in die energieraubende Thematik des Widerstandes, des Dagegen-seins.
Es gibt jedoch eine Falle: Die innerliche Annahme darf nicht verwechselt werden mit der „innerlichen Fügung“. Innerlich annehmen ist ein positives „Einverstanden-sein“ und Erkennen, innerliche Fügung ist ein negatives „Unterwerfen“, eine Kapitulation mit den Hintergrund zu denken, „Ich kann es nicht ändern“ oder „Ich habe keine Chance“. Dadurch landen wir in einer Opferrolle.
Um in die Gelassenheit zu gelangen, brauchen wir Vertrauen. Vertrauen in uns selbst, in das Leben, und daran, dass alle Begebenheiten eine Chance für uns beinhalten. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Wer kennt sie nicht die Situationen, in denen wir wütend oder zornig werden, in denen wir enttäuscht und verletzt sind. Doch genau diese Situationen bieten uns die Gelegenheit, hinzuschauen: Warum sind wir wütend? Wieso sind wir verletzt? Oft hat die aktuelle Situation überhaupt nichts mit dem Ursprung der aufgetauchten Emotion zu tun. Empfinden wir beispielsweise Eifersucht, dann ist es eventuell Verlustangst und mangelndes Selbstwertgefühl, die die Eifersucht in uns erweckt. Wenn wir uns die eigenen Fehler nicht verzeihen können oder meinen, wir erfüllen die Erwartungen anderer nicht, dann tauchen Schuldgefühle auf. Hier dürfen wir uns die Frage stellen: „Wann habe ich welche Erwartungen nicht erfüllt?“ Taucht eine Situation aus der Vergangenheit auf, in der wir eine Erwartung nicht erfüllt haben, dann erkennen wir möglicherweise, dass wir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht in der Lage waren, dies zu tun. Eventuell waren wir noch ein Kind oder überfordert. Alleine die innere Konfrontation mit der Situation in der Vergangenheit lässt Heilung zu und den inneren Druck los, die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.
Wenn wir lernen, mit unseren Emotionen umzugehen, bedeutet dies in erster Linie, dass wir die alleinige Verantwortung dafür übernehmen. Um zu lernen, mit den Emotionen umzugehen, ist es wichtig, dass wir beginnen, uns selbst zu beobachten, was in uns geschieht, wenn eine Emotion hochsteigt.
Hier eine kleine Anleitung:
- Erkenne, dass es eine Emotion (ein negatives Gefühl) ist, das in Dir hochsteigt.
- Beschreibe die Art der Emotion und sei dabei ehrlich zu Dir selbst. Ist es Wut, Ärger, Eifersucht?
- Sei Dir dabei bewusst, dass Du allein dafür verantwortlich bist. Übernehme die volle Verantwortung dafür.
- Erkenne die Ursache Deiner Emotion. Welche Situation oder welches Verhaltensmuster ruft sie hervor?
- Schaue Dir die Situation genau an.
- Erkenne und ändere das Verhaltensmuster, das dahinter steckt. Wir alle sind geprägt von Verhaltensmustern, die wir uns im Laufe unseres Lebens durch unser Denken, unser Verhalten und unsere Erfahrungen angeeignet haben. Diese Muster sind schon lange in uns verankert, und wir leben ganz automatisch danach. Je tiefer wir in unseren Mustern feststecken, desto stärker ist unser Widerstand. Durch diese Glaubensstrukturen, die in unserem Unterbewusstsein lagern, erschaffen wir uns unsere eigene Realität und unsere Lebensumstände im Leben. Manche davon sind konstruktiv und gut und helfen uns, in Klarheit zu leben. Viele davon aber, man nennt sie auch „falsche Glaubenssätze“, sind destruktiv, weil sie unklar und negativ sind.
Wenn wir uns darin üben, destruktive Verhaltensmuster und Glaubenssätze zu ändern, befinden wir uns auf direktem Weg in die Gelassenheit. Uns erwartet Freude, Vertrauen, Offenheit, Verbundenheit, Mut und Selbstsicherheit.
Ist das nicht erstrebenswert?
Diesen Beitrag wurde von Petra König, Leiterin der „Schule des Erwachens“ verfasst.